Brückenpreis 2017 in der Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“
Laudatio von Ministerpräsidentin Malu Dreyer:
Der Brückenpreis 2017 in der Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Behinderung“ geht an den Verein „Selbstständigkeitshilfe bei Teilleistungsschwächen (SeHT)“ in Ludwigshafen mit dem Projekt der ADHS-Jobpaten
Die Abkürzung ADHS steht für das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom. Seit 2011 vermittelt, schult und begleitet der eingetragene Verein SeHT ehrenamtliche JobPaten an Menschen, die aufgrund von Aufmerksamkeitsstörungen Probleme bei der Berufsfindung und Arbeitsplatzsuche haben.
28 Freiwillige haben sich in der Rhein-Neckar-Region hierfür professionell schulen lassen. Sie haben spezielle Kenntnisse über ADHS erworben sowie Wissen über den Umgang mit der Erkrankung.
Wer von AD(H)S betroffen ist, der hat unter anderem mit Nervosität, Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit zu kämpfen. Um den Schul- und Arbeitsalltag trotzdem zu meistern, ist Unterstützung notwendig. Diese wird von der SeHT e.V. bei der Berufswahl, beim Berufseinstieg, der Arbeitsplatzsuche oder einem Jobwechsel geboten.
Die Jobpaten haben deshalb enge Kontakte insbesondere zu den Berufsschulen geknüpft, um betroffene Jugendliche beim Erreichen ihrer Ausbildungsabschlüsse zu unterstützen.
Die JobPaten vereinbaren mit den 15- bis 50jährigen konkrete, erreichbare Ziele. Und sie stehen ihnen bei der Umsetzung zur Seite. Dabei helfen sie den Betroffenen, notwendige Informationen zu verarbeiten, sie begleiten sie zu Institutionen wie dem JobCenter und fungieren als sachkundige Ansprechpartner. Das wirkt entlastend und nimmt Druck aus angespannten Situationen.
Jobpaten vermitteln Kenntnisse des Zeitmanagements, des systematischen Arbeitens und sichern das Erscheinen bei wichtigen Terminen wie z.B. dem Jobcenter.
Nicht zuletzt werden die Menschen mit AD(H)S aber auch auf emotionaler Ebene gestärkt, denn ein JobPate hilft, aus Enttäuschungen zu lernen und nicht vorschnell aufzugeben.
So werden nicht selten Wege eröffnet, die vorher vielleicht verbaut erschienen.
Eine Betreuung dauert im Durchschnitt zwölf Monate, die JobPaten leisten währenddessen ein überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement und stehen den Betroffenen jederzeit zur Seite.
Das Projekt finanziert sich übrigens ausschließlich durch Spenden.
Schon 33 Menschen haben durch die JobPaten-Betreuung persönliche Erfolge verbuchen können – sei es, dass sie trotz massiver Probleme ihren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz behalten haben oder sogar eine neue, gewünschte Lehrstelle und Beschäftigung gefunden haben. Weitere 11 Patenschaften sind derzeit auf einem guten Weg.
Die Mutter eines betroffenen Jugendlichen beschrieb in einem Brief an die SEHT, „… Ihre Arbeit ist im wahrsten Sinne des Wortes ‚wunder‘voll“. Auch die Jury und mich haben Sie mit diesem Projekt überzeugt. Sie haben den Brückenpreis 2017 wirklich verdient.
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